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in dem buchlein ist beschriben ein krieg, wie einer, dem sein weip gestorben ist, schiltet den tot: so verantwort sich der tot. also setzt der clager ie ein capitel und der tot das ander bis an das ende. der capitel sint vierunddreissig, darinn man hubsches sinnes getichtes behendigkeit wol findet, und beginnet also der ackerman mit seiner clage anzuvahen. das erste capitel.
grimmiger tilger aller leute, schedlicher achter aller
welte, fraissamer morder aller leute, ir tot, euch sei
verfluchet! gott ewr termer hass euch, unselden merung wone
euch bei, unglück hause gewaltigclich zu euch! zumal
geschant seit imer, angst, not und jamer verlassen euch nit,
wo ir wandert, leit, betrubnisz und kumer die laitten euch
allenthalben! laidige anfechtung, schentliche zuversicht und
schemliche ferung die bezwingc euch groblichen an aller
stat! himmel, erd, sunn, mon, gestirne, mere, wag, berg,
gefilde, tal, awen, der helle abgrunt, auch alles, das leben
und wesen hat, sei euch unholt, ungunstig und fluchen euch
ewigclichen! in boszheit versinkent, in iemerigem ellende
verswindent und in der unwiderbringenden swersten acht
gottes, aller leute und iglicher schöpfung alle zukunftige zeit
beleibent! unverschampter boszwicht, ewer bose gedenknusz
lebe und taur hin an ende, graw und vorcht schaiden von
euch nit, wo ir wandrent und wo ir wonent! von mir
und allermenigclichen sei uber euch ernstlichen zetter
geschrien mit gewunden henden. des todes widerrede. das ander capitel.
hort, hort, hort, new wunder! grausam und ungehorte
taiding vechten uns an. von wem die komen, das ist uns
zumale fremde. doch trewens, fluchens, zettergeschreies,
hendewindens und aller ankreutung sein wir allen enden
untz her wol genesen. dannoch sun, wer du bist, meld
dich und lautmer, was dir laides von uns widerfaren sei,
darumb du uns so unzimlichen handelst, des wir vormals
ungewont sint: allein wir doch manigen kunstenreichen,
edeln, schonen, mechtigen und hochfertigen leuten ferr uber
den rein hant gegraset, davon witwen und weisen, landen
und leuten leides genugclich ist geschechen. du tust dem
gleich, als ob dir ernst sei unde dich not swerlich bezwinge.
dein clage ist an reimen: davon wir prufen, du wollest
durch dones und reimens willen deinen sinnen nicht
entweichen. bistu aber tobend, wutend, twalmig oder anderswo
an synne, so verzeuhe und enthalt und bisz nicht zu snel
so swerlichen zu fluchen: dann wart das du nit bekomert
werdest mit afterrew. wene nicht das du unser herlich unde
gewaltig macht immer mugest geswechen. dannoch nenne
dich und versweig nicht, welicherlei sachen dir sei von uns
so mit zwenglicher gewalt begeint. rechtvertig wir wol
werden, rechtvertig ist unser gefert. wir wissen nicht, wes
du uns so frevelichen zeihest. des ackermans widerrede. das dritt capitel.
ich bins genant ein ackerman, von vogelwait ist mein
pflug, ich wone in beheimer lande. gehessig, widerwertig
unde widerstrebend sol ich euch immer wesen: wann ir
hapt mir den zwelften buchstaben, meiner freuden hort,
ausz dem alphabet gar freisamlich enzucket. ir hapt meiner
wunnen licht somerblumen mir ausz meines hertzen anger
jemerlichen auszgereutet, ir hapt mir meiner selden haft,
mein auszerwelte turkeltaube arglistigclich empfremdet, ir
hapt unwiderbringlich raub an mir getan. wegt es selber,
ob ich nicht billichen zurne, wute vnde clag: von euch bin
ich freudenreiches wesens beraubet, teglicher guter lebtag
enterbet und aller wunnbringenden rent geeussert. frut
unde fro was ich vormals zu aller stunt, kurtz und lustsam
was mir alle weil tag und nacht, in gleicher masz frewdenreich
geudenreich sie beide, ein iglich jare was mir ein
genadenreichs jare. nun wart zu mir gesprochen: schab
ab! bei trubem getrank, auf durrem ast, betrubet, swartz
und zurstort bleib ich und hewl an unterlasz. also treibt
mich der wint, ich swim dahin durch des wilden meres flut,
die lunden haben uberhant genommen, mein anker haftet
nindert. hirumbe ich an ende schreien will: ir tot, euch
sei verflucht! des todes widerrede. das viert capitel.
wunder nimpt uns sollicher ungehorter anfechtung die
uns nie mer hat begeint. bistu ein ackerman wonend in
beheimlande, so tunket uns, du tust uns heftigclichen
unrecht, wann wir in langer zeit zu behem nit endliches
han geschafft, sonder nur neulich in einer vesten hubschen
stat, auf einem berge werlich gelegen. der han vier
buchstaben: der achzehend, der erst, der dritt und der
dreiundzwenzigest in dem alphabet, einen namen geflochten.
do han wir mit einer seligen tochter unser genad gewurket:
ir buchstabe was der zwelfte, sie was gantz frum und
wandelfrei, wann wir waren gegenwurtig, do sie geporen wurde.
do sant ir fraw ere einen erenmantel und einen
erenkrantz: die bracht ir fraw selden unzurrissen und
ungemeiligt. den mantel und den erencrantz bracht sie gantz
mit ir untz in die gruben. unser und ir getzeug ist der
erkenner aller hertzen. guter gewissen, freuntholt, trewe,
gewar und zumal gutig was sie gen allen leuten. werlich!
so stete und so geheuer kam uns zu handen selten. es
sei dann dieselbe, die du meinst; anders wissen wir keine. des ackermans widerrede. das funft capitel.
ja her! ich was ir fridel, sie mein amei. ir hapt sie
hin, mein durchlustig augenweide. sie ist dahin, mein
fridschilt fur ungemach, enweg ist mein warsagende
wunschelrut. hin ist hin! do ste ich armer ackermann allein,
verswunden ist mein liechter sterne an dem himmel, zu
reste ist gegangen meins heiles son, auf get sie nimmermer,
nicht mer get auf mein flutender morgensterne,
gelegen ist sein schein, kein leitvertreiben han ich mer, die
vinster nacht ist allenthalben vor meinen augen. ich wen
nicht, das sei etwas, das mir rechte freude immer mer
müge widerbringen, wann meiner freuden achtber baner ist
mir leider untergangen. zetter, waffen! von hertzengrunde
sei geschrien uber das jar, uber den verworfen tag und
uber die leidigen stund, darinn mein steter herter diamant
ist zurbrochen, darinn mein recht furender leitstab
unbarmherzigclich mir ausz den henden wart geruckt, darinn ist
zu meines heiles vernewenden jungprunnen mir der weg
verhauwen. ach an ende, wee on unterlass, immeriges
versinken und gefelle sei euch, tot, zu erbe eigen gegeben,
lastermeilig schandung! wirdenlos und grisgramig sterbet
und in der helle versinket, gott beraube euch ewr macht
und lasz zu pulver zurstieben! an zile hapt ein teufeliches
wesen!
des todes widerrede. das sechst capitel.
ain fuchs slug einen slafenden lewen an seinen backen,
darumb wart im sein balk zurrissen; ein hase zwacket einen
wolf, noch heut ist er zagellos darumb; ein katz krellet
einen hunt, der do slafen wollt, immer musz sie des hundes
veintschaft tragen: also wiltu dich an uns reiben. doch
glauben wir, knecht knecht, her beleibet herre. wir wollen
beweisen das wir recht wegen, recht richten unde recht
faren in der welte, niemants adel schonen, grosser kunste
nicht achten, keinerlei schone ansehen, gab, liep, leides,
alters, jugent unde allerlei sach nicht wegent. wir tun als
die sunn, die scheint uber bose und uber gut: wir nemen
gut unde bose in unser gewalt alle die meister die die
geist kunnen bezwingen, mussent ire geist antworten und
aufgeben und die bilbis und die zauberin konnen vor uns
nicht bleiben. sie hilfet nit, das sie reiten auf den krucken
und das sie reiten auf den bocken. die ertzt, die den
leuten das leben lengen, mussen uns zu teil werden; wurtz,
kraut, salben und allerlei apotekenpulver konnen sie nicht
gehelfen. solten wir allein den zweifaltern und den
hewschrecken rechnung tun umbe ir geslecht? an der
rechnunge wurden sie nit benugen. oder solten wir durch
aufsatzes, durch liebes oder durch leides willen die leute lassen
leben? aller der welte keisertum weren unser, alle konig
hetten ire kronen auf unser haupt gesetzt, ire zepter in
unser hant geantwurt; des babstes stule mit seiner
dreigekronten infel wer wir nun gewaltig. lasz sten dein
fluchen, sage nit von papenfels newe mere, hawe nit uber
dich, so reren dir die spen nicht in die augen! des ackermans widerrede. das sibent capitel.
kunde ich gefluchen, kunde ich geschelten, kund ich
euch verpfeien das euch wirsch wurde: das hett ir
snodlichen wol an mir verdienet, wann nach grossen laide grosse
clage sol volgen. unmenschlich tet ich, das ich sollich
loblich gottes gabe, die niemant dann gott allein geben
mag, nicht beweinte. zwar trauren sol ich immer.
empflogen ist mir mein erenreicher valke, mein tugenthaftige
fraw. billichen clage ich: wann sie was edel der geburt,
reich der eren frucht und uber alle ir gespilen gewachsen
person, warhaftig und zuchtig der wort, keusch des leibes,
guter und frolicher mitwonung. ich sweig, als mer ich bin
zu swach, alle ir ere unde tugent, die gott selber ir het
mitgeteilt, zu volsagen. herre tot, ir wist es selber. umb
sollich gross herzeleit solt ich euch mit recht zu suchen.
werlich were icht gutes an euch, es solt euch selber
erparmen. ich wil keren von euch, nicht gutes sagen, mit
allem meinen vermugen wil ich euch ewig widerstreben:
alle gottes zirung sol mir beistendig wesen wider euch
zu wurken! euch neit alles das do ist in himmel, auf erden
und in der helle! des todes widerrede. das achtet capitel.
des himels tron den guten geisten, der helle grunt den
bösen, irdische lant hat gott uns zu erbteil geben. dem
himel fride unde lon nach tugenden, der helle pein und
strafung nach sünden, der erden klos unde meres stram mit
aller irer behaltung hat uns der mechtig aller welt herzog
befolhen den worten, das wir alle uberflüssigkeit ausreuten
und ausjeten sullen. nim für dich, tummer man, prüfe unde
grab es mit sinnes grabstickel in die vernunft, so vindestu:
hetten wir seit des ersten von leim gelecket mans zeit leut
auf erden, tiere unde würm in wüstung und in wilden heiden,
schuppentragender und schupfriger visch in dem wage
zuwachsung und merung nit auszgereutet: vor kleinen mucken
mocht nu niemant beleiben, vor wolfen torste niemant aus,
es wurde gefressen ein mensch das ander, ein tier das
ander, ein ieglich lebendig beschaffung die ander, wann
narung wurde in gebrechen, die erde wurde in zu enge. er
ist tumm, wer do beweinet die totlichen. lasz ab! die
lebendigen mit den lebendigen, die toten mit den toten, als bis her
gewesen ist. bedenk basz, du tummer, was du clagen sullest! des ackermans widerrede. das neunte capitel.
unwiderbringlichen mein höchsten hort han ich
verloren! sol ich nit wesen traurig und jamerig, musz ich bisz
an mein ende harren, entweret aller freuden? der milte
gott, der mechtige her gerech mich an euch argen
trauermacher! enteigent hapt ir mich aller wunnen, beraubt lieber
lebtag, enpfreit micheler eren. het ich für die gut, die
rein, du herre, engelt mit iren kinden in reinen, vesten
gevallen! tot ist die henne die do auszzog sollich hüner.
ach gott, gewaltiger herre! wie lieb sach ich mir, wann
sie so zuchtigcliches ganges pflag und aller eren, und sie
menschlichs geslechte do lieblich ansehend sprach: danck,
lob und ere habe die zart; ir unde iren nestlingen genne
gott alles gutes. kund ich darumb gott wol gedanken,
werlich ich tet es billichen. wellichen armen man het er
balde so reichlich begabet? man rede, was man wolle:
wen gott mit einem reinen, schonen und zuchtigen weibe
begabet, die gabe heisset gabe vor aller irdischer
auszwendiger gabe. o aller gewaltigster himelgrave, wie wol
ist dem geschechen, den du mit einem reinen unvermeiligten
gatten hast begattet! frew dich ersamer man eines reinen
weibes, frewe dich reines weip ersames mannes: gott gebe
euch frewde beiden! was weisz davon ein tummer, der
ausz diesem jungprunnen nit hat getrunken? allein mir
zwenglich hertzelait ist geschechen, dannoch danke ich gott
innigclich, das ich die unverruckten tochter han erkannt.
dir, böser tot, aller leute veint, sei gott ewigclichen
gehessig! des todes widerrede. das zehent capitel.
du hast nit ausz der weiszheit brunnen getrunken:
das bruf ich an deinen worten. in der natur gewurken
hastu nit gesehen, in die mischung weltlicher schanden
hastu nit geluget, in irdische wandlung hastu nit gegutzt.
ein unverstendig wolf bistu. merke, wie die lustigen rosen
und die starkriechen lilien in dem garten, wie die kreftigen
wurtze, die lustgebenden blumen in den auwen, wie die
vestenden stein und die hochgewachsen paum in wilden
gefilde, wie die krafthaben und die starkwaltigen leben in
entrischen wustungen, wie die hochgewachsen starken
recken, behenden, abenteurlichen, hochgelarten unde allerlei
meisterschaft wol vermugenden leute und wie alle irdische
creature, wie kunstig, wie lustig, wie stark sie sein, wie
lang sie sich enthalten, wie lang sie es treiben, müssen
zu nichte werden allenthalben. und wann nu alle
menschgeslechte, die gewesen sein oder noch werden, mussen von
wesen zu nichte wesen kommen, wes solt die gelobte, die
du beweinest, genissen, das ir nicht gescheche als andern
allen und allen andern als ir? du selber wirdest uns nit
entrinnen, wie wenig du des ietzund getrawest. alle hernach!
musz ewer iglicher sprechen. dein clage ist entwicht, sie
hilfet dich nit, sie get ausz tauben sinnen. des ackermans widerrede. das eilft capitel.
gott, der mein und ewer gewaltig ist, getrawe ich
wol, er werde mich vor euch beschirmen unde umb die
vorgenante ubeltat, die ir an mir begangen hapt, strengeclich
an euch gerechen. gaukelweis tragt ir mir vor, unter valsch
tragt ir mir ein, unde wolt mir mein ungehewer sinnenleit,
vernunftleit unde herzeleit ausz den augen, ausz den sinnen,
ausz dem mute slahen. ir schaffent nit: wann mich rewet
mein serig verlust, die ich nimmer widerpringen mag. fur
alle we unde ungemach mein heilsam erzenei, gottes dienerin,
meins willen pflegerin, meins leibes auszwarterin, meiner
und irer eren teglich und nechtlich wachterin was sie
unverdrossen. was ir empfolhen wart, das wart von ir ganz
rein und unversert volbracht, oft mit mening. masz sorge
und bescheidenheit wonten stet an irem hofe, die scham
trug sie stetigclichen, der eren spigel vor iren augen, gott
was ir gunstiger hanthaber. er was auch mir gunstig unde
genedig durch iren willen. das het sie an gott erworben
und verdienet die reine hauszere. lon und genedigen solt
gibt ir der milte loner aller trewen soldner. allerreichster
herre! tu ir genedig, wann ich ir nicht bessers kan
gewunschen. ach, ach, ach! unverschampter morder, her
tot, boser lasterbalk! der zuchtiger sei ewer richter und
bind euch sprechend vor mir in sein wigen! des todes widerrede. das zwelft capitel.
kundestu recht messen, wegen, zelen oder tichten ausz
ödem kopf, listu nicht solliche rede. du fluchest und bittest
unbescheidenlich unde on notdurft. was taug sollich eslerei?
wir haben vor gesprochen: kunstreich, edel, erhaft, fruchtig,
ertig, und alles, was lebet, musz von unser hende abwendig
werden. dannoch claffestu unde sprichest, alles dein glucke
sei an deinem reinen frumen weibe gelegen. sol nach
deiner meinung gluck an weiben ligen, so wollen wir dir
wol raten, das du bei glucke beleibest. wart newr, das es
nit zu ungelucke gerate! sage uns, do du am ersten dein
loblich weip namest, vandestu sie frum oder machtestu sie
frum? hastu sie frumme gefunden, so such vernunftigclichen:
du vindest noch vil reiner frummer frauwen auf
dem ertereich, der dir eine zu der ee werden mag. hastu
sie aber frum gemachet, so frewe dich: du bist der lebendige
meister, der noch ein frummes weip geziehen unde
gemachen kan. ich sage dir aber ander mere: ie mer dir
liebes wirt, ie mer dir leides widerfert. hettestu dich
vor liebes uberhaben, so werestu nun leides vertragen.
ie grosser lieb zu bekennen, ie grosser leit zu emperen
lieb. weip, kint, schatz und alles irdisch gut musz etwas
freuden am anfang und mer leides am ende bringen. alle
irdische lieb musz zu leide werden: leit ist liebes ende, der freuden ende ist trauren, nach lust unlust musz
kommen, willens ende ist unwillen. zu sollichen ende laufen
alle lebendige ding. lerne es basz, willtu von klukheit
clagen! des ackermans widerrede. das dreizehent capitel.
nach schaden volget spotten. das empfindent die
betrubten wol. also geschicht von euch mir beschedigtem
manne. liebes entspent, leides gewent hapt ir mich. als
lang gott will, musz ich es von euch leiden. wie stumpf
ich bin, wie wenig ich han zu sinnenreichen meistern weiszheit
gezucket: dannoch weisz ich wol das ir meiner eren
rauber, meiner freuden diep, meiner guten leptag steler,
meiner wunnen vernichter und alles des, das mir wunsam
leben gemacht unde geliebt hat, zurstorer seit. wes sol ich
mich nu freuen? wo sol ich nu trost suchen? wohin sol ich
nu zuflucht han? wo sol ich heil stet finden? wo sol ich
trewen rat holen? hin ist hin! alle mein freude ist mir
ee der zeit verswunden, zu frue ist sie mir entwüschet, alzu
schire hapt ir mir sie entzucket, die getrewen, die gehewren:
wann ir mich zu witwar und meine kinder zu weisen so
ungenedigclich hapt gemachet. ellende, allein unde leides
vol beleibe ich von euch unergetzet. besserung konde mir
von euch nach grosser missetat noch nie widerfaren. wie
ist dem, herre tot, aller ebrecher? an euch kan niemant
nit gutes verdienen. nach untat wolt ir niemant genug
tun, niemant wollt ir ergetzen. ich brufe: barmherzigkeit
wont bei euch nit. fluchens seit ir gewont, genadenlosz
seit ir an allen orten. solliche gutet, die ir beweist
an den leuten, solliche genade, so die leut von euch
empfahen, sollich lon, so ir den leuten gebt, sollich ende, so
ir den leuten tut, schicke euch, der des tods und lebens
gewaltig ist! furst himelischer massenie, ergetze mich
ungeheuers verlusts, michels schadens, unseligs trubsals unde
iemerliches waffentums! do bei gerich mich an dem
ertzschalke, dem tot, gott aller untat gerecher! des todes widerrede. das vierzehent capitel.
an nutz geredt, als mer geswigen: wann nach
torlicher rede krieg, nach krieg veintschaft, nach veintschaft
unruwe, nach unruwe serung, nach serung wetag, nach wetag
afterrew musz iedem verwarren man begeinen. krieges
mutestu uns an. du clagst wie wir leit haben getan an
deiner zumal lieben frauwen. ir ist gutlich und genedigclich
geschehen. bei frolicher jugent, bei stolzen leibe, in besten
leptagen, in besten warden, an bester zeit, mit ungekrenkten
eren haben wir sie in unser gnad empfangen. das haben
gelobt, das haben begert alle weissagen, wann sie sprachen:
am besten zu sterben, wan am besten zu leben. er ist
nit wol gestorben, wer sterbens hat begert. er hat zu lange
gelebt, wer uns umb sterben hat angerufet. we und ungemach
im, wer mit alters burde wirt uberladen! bei allem
reichtum musz er arm wesen. des jares, do die himelfart
offen was, an des himels torwarters kettenfeirtag, do man
zalt vom anfang der welt sechs tausent funf hundert neun
und neuntzig jare, bei kindes geburt die seligen martrin
hiesz wir raumen das kurtz schonende ellende auf die
meinung, das sie solt zu gottes erbe in ewige freude, in immer
werendes leben und zu unendiger ruwe nach gutem
verdinen genedigclich komen. wie hessig du uns bist, wir
wollen dir wunschen und gunnen das dein sele mit der iren
dort in himlischer wonung, dein leip mit dem iren alhie in
der erden gruft wesen solten. bürge wolten wir werden, ir
gutat wurdestu genissen. sweig, enthalt! als wenig du
kanst der sunnen ir licht, dem mon sein kelte, dem fewr
sein hitze, dem wasser sein ness benemen, also wenig kanstu
uns unser macht berauben! des ackermans widerrede. das funfzehent capitel.
beschonter auszrede bedarf wol schuldiger man. also
tut ir auch. suss und sauer, lind und hert, gutig und
scharpf pflegt ir euch zu beweisen den, die ir meint zu
betriegen. des ist an mir schein worden. wie ser ir euch
beschonet, doch weiss ich, das ich der erenvollen und
schonen von ewer swinden ungenade wegen kummerlich
emberen musz. auch weisz ich wol, das solliches gewaltes
sunder gottes und ewer niemant ist gewaltig. so bin ich
von gott also nicht gepflaget: wann het ich miszgefarn gen
gott, als leider dick geschehen ist, das het er an mir
gerochen, oder es het mir widerbracht die wandelsane. ir
seit der ubelteter. hirumbe west ich gern, wer ir wert,
war zu ir tuchtig wert, das ir so vil gewaltes hapt, unde
an entsagen mich also gefordert, meinen wunnreichen anger
geödet, meinen starken turen untergraben vnd gefellet hapt.
ei gott! aller betrubten hertzen troster, trost mich und
ergetze mich armen, betrubten, ellenden, selbsitzenden man!
gib, her, pflag, tu widerwertegclich und vertilge den
greulichen tot, der dein und unser aller veint ist! herre, in
deiner wurkunge ist nichts greulichers, nichts scheutzlichers,
nichts herbers, nichts unrechters, dann der tot! er betrubt
und verruret dir alle dein irdisch herschaft. e das tuchtig,
dann das untuchtig nimpt er hin. schedlich, alt, siech,
unnutze leut lest er oft allhie, die guten und nutzen zuckt er
hin alle. richt, her, recht uber den valschen richter!
des todes widerrede. das sechzehent capitel.
was bose ist, das heissen gut, was gut ist, das heissen
bosz sinnlos leute. den gleichen tustu auch. valsches
gerichtes zeihestu uns und tust uns unrecht. das wollen wir
dich unterweisen. du fragest, wer wir sein. wir sein gottes
hant, her tot, ein rechter wurkender meder. praun, grün,
bla, gra, gel und allerlei glantzplumen und grasz hew ich
fur sich nider, irs glantzes, irer kraft, irer tugend nichts
geachtet. do geneust der veiel nicht seiner schonen varbe,
seines reichen ruches. sich, das ist rechtvertigkeit! uns
haben recht geteilt die romer und die poeten: wann sie uns
basz dann du bekanten. du fragest, wer wir sein. wir
sein nichts und sein doch etwas. deshalben nichts: wan
wir weder leben, weder wesen noch gestalt noch unterstent
haben, nicht geist sein, nicht sichtigclich, nit greifenlich
sein. deshalben etwas: wann wir sein des lebens ende, des
wesens ende, des nicht wesens anfang, ein mittel zwischen
in beiden. wir sein ein geschicht, die alle leut fellt. die
grossen heunen mussent vor uns vallen; alle wesen, die leben
haben, mussent verwandelt von uns werden. in hohen
schulden werden wir gezigen. du fragest, wie wir werden.
unbeschedenlich sein wir, wann man uns vand zu rome
in einen tempel an einer want gemalet, als ein man auf
einem ochsen sitzend, dem die augen verbunden waren.
derselbe man furet ein hawen in seiner rechten hant unde
ein schaufel in der linken. domit vacht er auf dem ochsen.
gegen im slug, warf und streit ein michel menig volkes,
allerlei leut, igliches mensch mit seines hantwerks gezeuge.
do was auch die nunne mit deme psalter. die slugen und
wurfen den man auf dem ochsen. in unser gedechtnisz
bestreit der tot unde begrub sie alle. pitagoras gleicht uns zu
eines mannes schein, der het baseliscen augen, die wanderten
an allen enden der welte, vor des gesichte sterben must
alle lebendige creature. du fragest, von wann wir weren.
wir sein von dem irdischen paradeise. do tirmt uns
gott unde nant uns mit unserm rechten namen, do er
sprach: welliches tages ir der frucht empeissent, des todes
wert ir sterben. darumb wir uns also schreiben: wir tot,
herre und gewaltiger auf erden, in der luft und meres
straum. du fragest, war zu wir duchtig sein und waren.
do hastu vor gehort, das wir der welt mer nutzes, dann
unnutzes bringen. hor auf! lasz dich genugen! und dank
uns, das dir von uns so gutlichen ist geschehen. des ackermans widerrede. das sibzehent capitel.
alter man newe mer, gelerter man unbekant mere,
ferre gewandert man, und einer, wider den nimant reden
tar, gelogen mere wol sagen turren, wann sie von
unwissenden sachen wegen sein unstraflich. wann ir dann
auch ein sollicher alter man seit, so mugt ir wol tichten.
allein ir in dem paradeisz geschaffen seit, ein meder, unde
euch rechtes rumet, doch hewet ewer segensz neben recht.
mechtig plumen reut sie ausz, die distel lasset sie stan.
unkraut bleibt, die guten kreuter müssen verderben. ir gicht,
ewr segensz hawe fur sich. wie ist dann dem, das sie mer
distel dann gut plumen, mer meusz dann cameln, mer boser
leut dann guter unversert lest beleiben. nennt mir, mit
dem finger weist mir, wo sint die frommen achtperen leut,
als vor zeiten waren? ich wen, ir hapt sie hin. mit in ist
auch mein liep, die usel sint uberbliben. wo sint sie hin,
die auf erden wonten, mit gott redten, an im hulde, genade
und rechung erwurben? wo sint sie hin, die auf erden
sassent, unter der gestirne umbgenge, unde entschieden die
planeten? wo sint sie hin, die sinnreichen, die meisterlichen,
die gerechten, die fruchtigen leute, von den die
kroniken so verre sagen? ir hapt alle unde mein zarte
ermordet, die sint noch all tode. wer ist daran schuldig?
torst ir der warheit bekennen, her tot, ir wurdent euch
selber nennen. ir sprechent vast, wie recht ir richtent,
niemants schont, ewer segensz hew nach einander fellet. ich
stunde do bei unde sahe mit meinen augen zwo ungeheuer
schar volkes( iede het uber dreutausent man) mit einander
streiten auf einer grunen heide. die wuten in dem plute
bis under den waden. dar unter snurret ir und wurret gar
gescheftig an allen enden. in dem here tot ir etlich, etlich list ir stan. mere knecht dann herren sach ich tot ligen. do
claubet ir einen ausz dem andern als die teigen pirn. ist
das recht gemet, ist das recht gericht? get so ewr segensz
fur sich? wol her, lieben kinder, wol her! reit wir engegen,
enbiet unde sag wir lob unde ere dem tode, der also recht
richtet. gottes recht kaum also gericht. des todes widerrede. das achzehent capitel.
wer von sachen nicht enweisz, der kan von sachen
nit gesagen. also ist uns auch geschehen. wir westen
nit das du als ein richtiger man werest. wir haben dich
lang erkannt, wir hetten aber dein vergessen. wir waren
do bei, do fraw sibilla dir die weiszheit mit teilet, do
herr salomon an dem totbet dir sein weiszheit verreichet,
do gott alle die gewalt, die er moises in egiptenlant
verlihen hette, dir verlehe, do du einen lewen bei dem bein
namest unde in an die want slugest. wir sahen dich die
stern zelen, des meres griesz und sein vische rechen, die
regentropfen reiten. wir sahen geren den wetlauf den du
tettest mit dem hasen. zu babilon vor konig soldan sahen wir
dich kost und trank in groszen eren und würden credenzen.
do du das paner vor alexander furtest, do er alle welt bestrait,
da lugt wir zu und gunden dir wol der eren. do du zu achademia
und zu athenis mit hohen kunstenreichen meistern, die
auch in die gotheit meisterlichen sprechen kunden, abenteuren
oblagest, do sahen wir uns zumal liebe. do du neronem
unterweisest, das er gut tet unde gedultig wesen solte, do hort
wir gutlichen zu. uns wundert, das du keiser julium in
einem roren schiff uber das wilde mere furtest, an dank
aller sturmwinde. in deiner werkstat sahen wir dich ein
edel gewant von regenpogen wurken. darein wurden engel,
vogel, tier, visch vnd allerlei gestalt. do was auch die eul,
der aff und esel wefels weis getragen. zumal sere lachten
wir und wurden des fur dich rumig, do du zu pareisz auf
dem gluckesrade sassest, auf der heut tantztest, in der
swartzen kunst wurktest und banntest die teufel in ein
seltzam glas. do dich gott berufet in seinen rat zu
gesprechen umb frauwen eva val, aller erst wurden wir
deiner weiszheit innen. hett wir dich vor erkannt, wir
hetten dir gefolget, wir hetten dein weip und alle leute
ewig lassen leben: wann du bist zumal ein cluger esel. des ackermans widerrede. das neunzehent capitel.
gespott und ubel handelung mussen dick aufhalten
durch warheit willen die leut. gleicher weise geschicht mir.
unmuglicher ding rumet ir euch, ungehort werk wurket ir,
gewaldes treibt ir zu vil, gar ubel hapt ir an mir gefarn.
das muet mich allzu sere. wann ich dann darumb rede,
so seit ir mir gehessig und werdent zornes vol. wer ubel
tut, der wil nit untertan sein und strafung leiden, sunder
mit ubermut alle ding vertreiben. der sol gar eben
aufsehen, das im nit unwillen darnach begeine! nempt beispel
bei mir. wie zu kurtz, wie zu lang, wie ungutlich, wie
unrecht ir mir mit hapt gefaren, dannoch dulde ich und
rich es nit, als ich zu recht solte. noch heut wil ich der
besser sein. han ich icht unhubsches oder ungleiches gegen
euch geparet, des unterweist mich: ich wil sein gern
willigelich widerkomen. ist des nicht, so ergetzent mich oder
underweisent mich, wie ich widerkome meines grossen
herzeleides. werlich also zu kurtz geschach nie manne.
uber das alles mein bescheidenheit sullt ir ie sehen.
eintweder ir widerbringt, was ir an meiner traurenwenderin,
an mir und an meinen kinden arges hapt begangen, oder
kompt des mit mir an gott, der do ist mein, ewr unde
aller welt rechter richter. ir mocht mich leicht erbitten:
ich wolt es zu euch selber lassen. ich trawet euch wol, ir
wurdent ewer ungerechtigkeit selber erkennen und darnach
mir genug tun nach grosser untat. begent die bescheidenheit!
anders es must der hamer den amposz treffen und
hert wider hert wesen, es kum, warzu es kumme! des todes widerrede. das zweinzigest capitel.
mit guter rede werdent gesenft die leute, bescheidenheit
behelt die leut bei gemach, gedult bringet leut zu eren,
zorniger man kan nicht entscheiden. hettestu uns vormals
gutlichen zugesprochen, wir hetten dich gutlich unterweiset
das du nicht billich den tot deins weibs clagen soltest unde
beweinen. hastu nicht gekant den weissagen, der in dem
bade sterben wolt, oder sein bucher gelesen, das niemant
sol clagen den tot der totlichen? waistu des nicht, so wisz:
als balde ein mensch geporen wirt, als balde hat er den
leikauf getrunken, das er sterben musz. anfanges geswistre
ist das ende. wer auszgesant wirt, der ist pflichtig wider
zu kommen. was ie geschehen sol, des sol sich niemant
widern. was alle leut leiden mussen, das sol einer nit
widersprechen. was ein mensch entlehent, das sol er
widergeben. ellend bauwen alle leut auf erden, von icht zu nicht
mussent sie werden. auf snellem fuss lauft hin der menschen
leben: ietzund lebend, in einem hantwenden gestorben. mit
kurtzer rede beslossen: ein ieder mensch ist uns ein sterben
schuldig und ist im angeerbet zu sterben. beweinestu aber
deins weibes jugent, du tust unrecht: als schier ein mensche
lebendig wirt, als schier ist er alt genug zu sterben. du
meinst leicht, das alter sei ein edel hort? nein, es ist suchtig,
arbeitsam, ungestalt, kalt und allen leuten ubel gefallent. es
taug nicht und ist zu allen sachen entwicht. zeitig opfel
vallen gern in das kot, reisende biren vallen gern in die
pfutzen. clagestu dann ir schone, du tust kintlich. eines
iglichen menschen schone musz eintweder das alter oder
der tot vernichten. alle rosenvarbe mundlein, alle rote
wenglein mussent bleich werden, alle liechte augen mussent
tunkel werden! hastu nicht gelesen, wie hermes der weissage
leret, wie sich ein man huten sol vor schonen weiben und
spricht: was schon ist, das ist mit teglicher beisorge swere
zu halten, wann sein alle leut begeren; was scheutzlich ist,
das ist leichtlich zu halten, wann es miszvellet allen leuten?
la faren! clage nicht verlust, die du nit kanst widerpringen! des ackermans widerrede. das ein und zweinzigest capitel.
die strafung gutlichen aufnemen und darnach tun sol
weiser man: hore ich die weisen jehen! ewr strafung ist
noch leidenlich. wenn dann ein guter strafer auch ein guter
anweiser wesen sol, so ratent unde unterweisent mich, wie
ich so unsegelich leit, so jemerlichen kumer, so ausz der
massen grosz betrubnisz ausz dem hertzen, ausz dem mut
und ausz dem sinne auszgraben, ausztilgen und auszjagen
sol. bei gott, unvolsegenlich hertzeleit ist mir geschehen,
do mein zuchtige, trew und stete hauszere mir so snelle ist
enzucket, sie tot, ich witwer, meine kint weisen worden
sint. o her tot, alle welt clagt uber euch unde auch ich,
das nie so boser man wurde, er wer an etwas gut. ratent,
helfent und stewrent, wie ich so sweres leit von hertzen
werfen muge unde meine kinder einer sollichen reinen muter
ergetzet werden: anders ich unmutig und sie traurig immer
wesen mussen. und das sollt ir mir nit in ubel verfahen:
wann ich sihe, das unter unvernunftigen tieren ein gat umb
des andern tot trauret von angebornem zwange. hilf, rates
und widerbringens seit ir mir pflichtig: wann ir hapt mir
getan den schaden. wo das nicht geschehe, dann gott het
in seiner almechtigkeit nindert rachung. gerochen must es
werden wider, unde solt darumb hawen unde schaufel noch
ainest gemuet werden! des todes widerrede. das zwei und zweinzigest capitel.
ga ga ga, snattert die gans, man predig, was man
wol: sollich fadenricht spinnest auch du. wir hant vor
entworfen, das unclegelichen wesen sol der tot der toten,
seit dem maln das wir ein zollner sein, dem alle menschen
zoll mussen geben. wes widerstu dich? wann werlich, wer
uns teuschen wil, der teuschet sich selber. lasz dir eingeen
unde vernim: das leben ist durch sterbens willen geschaffen.
were leben nicht, wir weren nicht, unser gescheft wer
nichts. domit wer auch nit der welt ordenung. eintweder
du bist sere leidig oder unvernunft hauset zu dir. bistu
unvernunftig, so bit gott umb vernunft zu verleihen! bistu
aber leidig, so prich ab, las faren, nim das fur dich, das
ein wint ist der leut leben auf erden! du bittest rat, wie
du leit ausz dem hertzen bringen sollest. aristoteles hat
dich vor gelert das freude, leit, vorcht und hoffnung, die
vier alle welt bekümmern und nemlich die, die sich vor in nit
kunnen huten. freude und vorcht kurtzen, leit und hoffnung
lengen die weil. wer die vier nit gantz ausz dem mut
treibet, der musz alle zeit sorgende wesen. nach freud
trubsal, nach lieb leit musz hie auf erden kommen. lieb
und leit mussent mit einander wesen. eines ende ist ein
anfang des andern. leit und lieb ist nicht anders, dann
wann icht ein mensch in seinen sinnen verfasset und das
nicht heraustreiben wil, gleicher weise, als mit genugen
niemant arm und mit ungenugen niemant reich wesen mag:
wann genugen und ungenugen nicht an hab noch auszwendigen
sachen sint, sunder in dem mut. wer alle lieb ausz
dem hertzen treiben wil, der musz gegenwertigs leit alle
zeit tragen. treibe ausz dem hertzen, dem sinne und dem
mut liebes gedechtnusz: allzuhant wirdestu traurens
uberhaben. als bald du icht hast verloren unde es nicht kanst
widerpringen, tu als es dein nie sei worden: hinfleucht
allzuhant dein trauren. wirdestu das nicht tun, so hastu mer
leides vor dir; dann nach igliches kindes tot widerfert dir
hertzeleit, nach deinem tode in allen hertzeleit, dir unde in,
wann ir euch scheiden sollt. du wilt, das sie der muter
ergetzet werden. kanstu vergangene jare, gesprochen wort
unde verruckten magtum widerbringen, so widerbringestu
die muter deiner kinde. ich han dir genug geraten. kanstu
es versten, stumpfer pitel? des ackermans widerrede. das drei und zweinzigest capitel.
in die leng wirt man gewar der wârheit: als lang
gelernet, etwas gekunnet. ewer sprüch sint susz und
lustig: des ich nu etwas empfinde doch solt freude, lieb,
wunne unde kurtzweil ausz der welte vertriben werden,
ubel wurde sten die welt. des wil ich mich ziehen an die
romer. die habent es selbs getan unde habent das ire
kinder gelernet, das sie lieb in eren haben, turniren,
stechen, tantzen, wettlaufen, springen und alle zuchtige
hubscheit treiben solten bei mussiger weil, auf die rede das
sie die weil boszheit weren uberhaben: wanne menschlichs
muts sinne kan nit mussig wesen. eintweder gut oder bosz
musz allzeit der sin wurken. in dem slaf wil er nit mussig
sein. wurde denn deme sin gute gedenke benomen, so
wurden ime bose eingen. bosz ausz, gut ein: die wechslung
musz bis an das ende der welte weren. sider freude,
zucht, scham und ander hubscheit sint ausz der welt
vertriben, sider ist sie boszheit, schanden, untrew, gespotte
unde verreterei zumal vol worden. das sehent ir teglichen.
solt ich danne die gedechtnusz meiner aller liebsten ausz
dem sinne treiben? bosz gedechtnusz wurden mir in den
sin wider komen. als mer wil ich meiner allerliebsten
allwegen gedenken: wann grosses hertzeleit in grosse hertzenlieb
wirt verwandelt. wer kan das balde vergessen? bosz
leut tun selten gut. freunde stet gedenken an einander.
ferre wege, lange jare scheiden nit liebe freunde. ist sie
mir leiplichen tot, in meiner gedechtnusz lept sie mir doch
immer. her tot, ir must treulichen raten, sol ewer rat
icht nutz bringen: anders ir fledermausz must als vor der
vogel veintschaft tragen! des todes widerrede. das vier und zweinzigest capitel.
liebe nicht alzu lieb, leid nicht alzu leide sol umb
gewin und umb verlust weisen man wesen. des tustu nit.
wer umb rat bittet und rates nicht volgen wil, dem ist
auch nit zu raten. unser gutlich rat kan an dir nicht
geschaffen. es sei nu dir lieb oder leit, wir wollen dir die
warheit an die sunnen legen, es höre wer do wolle! dein
kurtze vernunft, dein abgesnitten sinne, dein holes hertz
wollen ausz leuten me machen, dann sie gewesen mugen.
du machst ausz einem menschen, was du wilt. es mag
nit mer sein, dann als ich dir sagen wil mit urlaub aller
reinen frawen. ein mensch wirt in sunden empfangen, mit
unreinem ungenantem unflat in muterlichem leibe generet,
nacket geboren und ist ein besmiret binstock, ein gantzer
unflat, ein unreiner lust, ein katfasz, ein unreine speisz, ein
stankhausz, ein unlustiger spulzuber, ein faules asz, ein
schimmelkast, ein bodenloser sack, ein locherte taschen, ein
blaszbalk, ein geittiger slunt, ein stinkender leimdigel, ein
ubelrichender harnkruk, ein ubelsmeckender eimer, ein
betrigender totenschein, ein leimen rauphausz, ein unsatik
leschkruk und gemalte betrugnusz. es merk, wer do
wolle: ein igliches gantz gewurkts mensche hat neun
locher in seinem leibe; ausz den allen fleusst so
unlustiger und unreiner unflat, das nicht unreiners
gewesen mag. so schones mensche gesahestu nie, hetestu
eines lintzen augen unde kondest es innwendig durchsehen,
dir wurd daruber grauwen. benim und zeuhe abe der schonsten frauwen des sneiders varbe, so sihestu ein schemliche
tocken, ein schirswelckende und kurtz taurenden
schein und einen bald vallenden erdenknollen. weise mir
eine hant vol schon aller schonen frauwen, die vor hundert
jaren haben gelebt, auszgenomen der gemalten an der
wende, und habe dir des keisers kron zu eigen! la
hinfliessen lieb, la hinfliessen leit! la rinnen den rein als
ander wasser, ausz eseldorf weiser gotlink! des ackermans widerrede. das funf und zweinzigest capitel.
pfei euch, boser schadensack! wie vernichtet, ubel handelt,
uneret ir den werden menschen, gottes allerliebste creature,
domit ir auch die gotheit swechent! aller erst bruf ich das
ir lugenhaft seit unde in dem paradeisz nicht getirmet, als
ir sprecht. wert ir in dem paradeisz geschaffen, so west
ir das gott den menschen und alle ding geschaffen hat, sie
allzumal gut geschaffen hat, den menschen uber sie alle
gesatzt hat, im ir aller herschaft bevolhen und im in seinen
sussen untertenig gemacht hat, also das der mensche den
tieren des ertereiches, den vogeln des himmels, den vischen
des meres unde allen fruehten der erden herschen solte,
als er auch tut. solte dann der mensch so snode, bosz
unde unrein sein als ir sprechent, werlich so het gott gar
unreinigclichen und gar unnutzlichen gewurket. solt gottes
almechtige wirdige hant so ein unreines und unfletiges
werke haben gewurket, als ir schreibent, ein streflicher
und gemeiligter wurker were er. so stunt auch das nicht,
das gott alle ding und den menschen uber sie zumal gut
het beschaffen. her tot, lat ewr unnutz claffen! ir schendent
gottes allerhubschstes werk. engel, teufel, schretlein,
clagmuter, das sint gottes zwangwesen. der mensch ist das
allerachtberste, das allerbehendest und das allerfreiest gottes
werkstuck. im selber gleich hat es gott gepildet, als er
auch selber in der ersten wurkung der welte hat gesprochen.
wo hat ie werkman gewurket so behendes und reiches
werkstucke, einen so werkberlichen cleinen closz als eines
menschen haupt? in dem ist kunstereich allen gottern
verborgen abenteuer. do ist in des augen apfel das gesicht,
das allergewist zeuge meisterlichen in spigels weise
verworket; bis an des himmels clare wurket es. do ist in den
oren das verre wurkende gehoren gar durchnechtigclichen
mit einem dunnen fell vergittert zu prufung unde unterscheit
mancherlei susses gedones. do ist in der nasen der ruch,
durch zwei locher ein und ausz gend gar sinnigclichen
verzimmert zu beheglicher senftigkeit alles lustsames unde
wunnsames riechens, das ist nar der sele. do sint in dem
munde zen, alles leipfuters teglich malende einsacker; darzu
der zungen dunnes blat den leuten zu wissen bringet gantz
der leut meinung. auch ist do des smackes allerlei kost
lustsame prufung. do bei sint in dem kopf ausz
hertzegrunde gende sinne, mit den ein mensch, wie verre er wil,
gar snel reicht. in die gottheit und daruber gar climmet
der mensch mit den sinnen allein. der mensche ist
empfahende der vernunft, des edel hordes. er ist allein der
lieplich klosz, dem gleichen niemant, wann gott gewurken
kan; darin alle behende werk, alle kunst und meisterschaft
mit weiszheit sint gewirket. lat faren, herre tot! ir
seit des menschen veint: darumb ir kein gutes von im
sprechent.
des todes widerrede. das sechs und zweinzigest capitel.
schelten, fluchen, wunschen, wie vil der ist, konnen
keinen sack, wie klein der ist gefullen. darzu wider vil
redende leut ist nit zu kriegen mit worten. es ge nur für
sich mit deiner meinung das ein mensche aller kunst,
hubscheit unde wirdigkeit vol sei: dannoch musz er in
unser netze vallen, mit unserm garne musz er gezucket
werden. gramatica, gruntvest aller guten rede, hilfet do nit
mit iren scharpfen unde wol gegerbten worten; rhetorica,
bluender grunt der liebkosung, hilfet do nit mit iren
bluenden und reingeferbten reden; loica, der warheit und
unwarheit fursichtige entscheiderin, hilfet do nit mit irem
verdachten verslahen, mit der warheit verleitung und
krumerei; geometria, der erden bruferin, schatzerin und
messerin, hilfet do nicht mit irer unfelender masz, mit irem
rechten abgewicht; arismetrica, der zal behende auszrichterin,
hilfet do nicht mit irer rechnung, mit irer reitung, mit
iren behenden ziffern; astronomia, des gestirnes meisterin,
hilfet do nicht mit iren sterngewalt, mit einflusz der
ploneten; musica, des gesanges unde der stimm geordente
hantreicherin, hilfet do nit mit irem sussen gedone, mit
iren feinen stimmen; philosophia, acker der weiszheit, in
zwirch und in naturlichen erkentnusz unde in guter sitten
wurkung geackert, geseet unde volkomenlich gewachsen;
phisica mit iren mancherleien steurenden trenken; geomancia
mit der satzung der planeten und des himmelsreifes zeichen
auf erden allerlei frag behende verantworterin; pyromancia,
sleunige und warhaftige warsagens feuerwurkerin; ydromancia,
in wassergewurke der zukunft entwerferin; astrologia
mit oberlendischen sachen des irdischen laufes auslegerin;
geromancia nach hend und nach deuten ires kreises hubsch
warsagerin; nigromancia mit totenopfer, fingerlein und mit
sigel der geiste gewaltige wandlung; notenkunst mit iren
sussen gebeten, mit irem starken besweren; augur, der
vogelkosz vernemer und darausz inkunftiger sachen warhafter
zusager; aruspex, nach alteropfers rauch in zukunft tuende
auszrichtunge; pedomancia mit kinder gedirme und
ornamancia mit vogelgederme luplerin; jurist, der gewissenlosz
crist hilfet do nit mit rechts und unrechts vorsprechung
unde mit seinen krummen urteiln. die und ander den
vorgeschriben anhangende kunst helfen zumale nichts. jeder
mensche musz ie von uns umbgesturtzt, in unserm walktrok
gewalken und in unserm rollfasz gefeget werden. das
glaube, du uppiger geuknecht! des ackermans widerrede. das sieben und zweinzigest capitel.
man sol nit ubel mit ubel rechen; gedultig sol ein
man wesen: gepieten der tugend lerer. den pfad wil ich
nach tretten, ob ir leicht nach undult gedultig werdet. ich
vernim an ewr rede, ir meint, ir ratent mir gar trewlich.
wonet trew bei euch, so ratent mir mit trewen in
geswornes eides weise: in was wesens sol ich nu mein leben
richten? ich bin vormalen in der lieben lustigen ee gewesen,
warzu sol ich mich nu wenden? in weltlich oder geistlich
ordenung? die sint mir beide offen. ich nam fur mich in
dem sinne allerlei leut wesen, schatzte und wuge sie mit
fleiss. unvolkommen, bruchig unde etwie vil mit sunden
vant ich sie al. in zweifel bin ich, wo ich hin keren sol.
mit gebrechen ist bekummert aller leut anstalt. her tot,
ratet: rats ist not! in meinem sinne vinde, wene und glaube
ich fur war das nie so reines gotliches nest und wesen
kum nimer mer. bei der sele ich sprich: weste ich, das
mir in der ee gelingen solt als e, in der wolte ich leben:
die weil ich lept, were mein leben wunnsam. lustsam, fro
und wolgemut ist ein man, der ein biderbes weip hat, er
wander, wo er wander. einen ieden sollichen man ist auch
liep nach narung zu stellen und zu trachten. im ist auch
liep ere mit ere, trew mit trewe, gut mit gut widergelten.
er bedarf ir nit huten: wann sie ist die beste hut, die
ir ein frumes weip selber tut. wer seinem weib nicht
glauben und trewen wil, der musz stecken in steten sorgen.
her von obern landen, furst von vil selden: wol im, den
du so mit reinem betgenossen begabest! er solt den himmel
ansehen, dir mit aufgerackten henden danken alle tage. tut
das beste, her tot, vermugender her!
des todes widerrede. das acht und zweinzigest capitel.
loben an ende, schenden an zile was sie furvassen,
pflegen etliche leute. bei loben und bei schenden sol fug
unde masz sein, ob man ir eines bedarf, das man sein stat
habe. du lobest sunder masz elich leben: iedoch wollen wir
sagen von elichem leben, ungeruret aller reinen frawen.
als balde ein man ein weip nimpt, als balde ist er
selbander in unser gefengnusz. zu hant hat er einen
hantslag, einen anhang, einen hantslitten, ein joch, ein kumat,
ein purde, einen sweren last, ein fegteufel, ein tegliche
roszfeilen, der er mit recht nit enberen mag, die weil wir
mit im nicht tun unser genade. ein beweipter man hat
donder, schauwer, fuchs, slangen alle tag in seinem hause.
ein weip stellet darnach alle tage, das sie man werde. zeucht
er auf, so zeucht sie nider; wil er so, wil sie sunst; wil er
dohin, so wil sie dorthin. sollichs spiles wirt er sat und
siglosz alle tage. triegen, listen, smeichen, spinnen,
liebkosen, widerpurren, lachen, weinen kan sie wol in einem
augenblick. angeporen ist es sie: siech zu arbeit, gesunt
zu wollust, darzu zam und wilde ist sie, wann sie des
bedarf. umb werewort finden bedarf sie keines ratmannes.
gebottene ding nicht tun, verbottene dinge tun fleisset sie
sich alle zeit. das ist ir zu susse, das ist ir zu sauer; das
ist zu vil, das ist zu wenig; nu ist es zu fru, nu ist es zu
spat: also wirt es alles gestrafet. wirt dann icht gelobet,
das musz mit schanden in einem trechselstule gedret werden;
dannoch wirt das loben dicke mit gespot gemischet werden.
ein man, der in der e lebt, kan kein mittel aufhaben. ist
er zu gutig, ist er zu scharpfe: an in beiden wirt er mit
schaden gestrafet. er sei newr halb gutig oder scharpf,
dannoch ist do kein mittel: schedlich oder streflich wirt es
ie. alle tage new anmutung oder keufen, alle wochen
fremde aufsetzung oder muffeln, alle monat newen unlustigen
unflat oder grawen, alle jare newes cleiden oder
teglichs strafen musz ein geweibter man haben, er gewin
es, wo er wolle. der nacht geprechen sei aller
vergessen: von alters wegen schemen wir uns. schonten wir
nicht der biderben frauwen, von den unbiderben kunden
wir vil mer singen und sagen. ich weisz nicht, was du
lobest: du kennest nit golt bei blei. des ackermans widerrede. das neun und zweinzigest capitel.
frauwen schender mussen geschent werden, sprechen
der warheit meister. wie geschicht euch dann, her tot?
ewer unvernunftiges frauwen schenden, wie wol es mit
frauwen urlaub ist, doch ist es werlichen euch schentlich
unde den frauwen schemlich. in manigs weisen meisters
geschrift vindet man, das an weibes stewer niemant mag
mit selden gestewert werden, wann weibes und kinder habe
ist nit das minste teil der irdischen selden. mit solichen
warheiten hat den trostlichen romer boecium hin gelegt
philosophia, die weise meisterin. ein ieder abenteurlich
und sinnig man ist mir des zeug: kein man kan zuchtig
wesen, er sei dann gemeistert mit frauwen zucht. es sag
wer es wolle: ein zuchtiges, keusches, schones und an eren
unverrucktes weip ist vor aller irdischer augelwaide. so
menlich man gesach ich nie, der rechte mutig wurde, er
wurde dann mit frauwen trost gestewret. wo der guten
samnung ist, do sicht man es alle tage. auf allen plonen,
auf allen hofen, in allen turniren, in allen herfarten tun
die frauwen ie das beste. wer in frauwen dinsten ist, der
musz sich aller missetat anen mit recht. zucht und ere
lernen die werden in irer schule. irdischer freuden sint
gewaltig die frauwen: sie schaffen, das in zu eren geschicht
alle hübscheit unde kurtzweil auf der erden. einer reinen
frauwen fingerdrowen strafet unde zuchtiget fur alle waffen
einen frommen man. an liebkosen mit kurtzer rede: aller
welt aufhaltung, vestung und merung sint die werden
frauwen. idoch bei golde blei, bei weitzen ratten, bei
allerlei muntz beislege und bei weibe unweib mussen wesen.
dannoch die guten sollen der bosen nit engelten: das
glaubent, hauptman von berge. des todes widerrede. das dreiszigest capitel.
einen kolben fur einen klosz goldes, ein kot fur einen
topasion, einen kisling fur einen rubin nimt ein nar. die
hewschuren ein burg, die tonaw das mere, den meuszær
einen valken nennet der tore. also lobestu der augen lust;
der ursachen schatzestu nit: wann du weist nicht, das
alles, was in der welte, ist eintweder begerung des fleisches
oder begerung der augen oder hochfart des lebens. die
begerung des fleisches zu wollust, die begerung der augen
zu gut oder zu habe, die hochfart des lebens zu ere sint
geneiget. das gut bringet gerung und geitigkeit, die wollust
macht unkeuscheit, die ere bringet hochfart und rum. von
gut durstigkeit und vorcht, von wollust boszheit unde sunde,
von ere eitelkeit mussen ie kommen. kondestu das
vernemen, du wurdest eitelkeit in aller welt finden, und
geschehe dir dann lieb oder leit, das wurdestu dann gutlichen
leiden, auch uns ungestrafet lassen. aber als vil als ein
esel leiern kan, als vil kanstu die warheit vernemen. darumb
so sei wir so sere bekommert mit dir. do wir pyramum
den jungling von tysben der meid, die beide ein sele und
willen hetten, schieden, do wir konig alexandrum aller welt
herschaft enteigenten, do wir paris von troi und helenam
von kriechen zurstorten, do wurden wir nicht also sere als
von dir gestrafet. umb keiser kareln, marggraf wilhalm,
dieterich von pern, den starken poppen und umb den
hurnin seifrit hab wir nit so vil mue gehapt. aristotelem
und avicennam clagen noch heut vil leute, dannoch sein
wir ungemut darumb. der gedultig job und salomon, der
weiszheit schrein, sturben: do wart uns me gedanket dann
gefluchet. die vor waren, die sint all dahin; du unde alle,
die nu sint oder noch werdent, mussent all hin nach:
dannoch bleib wir tot hie. des ackermans widerrede. das ein und dreisigest capitel.
aigne rede verurteilt dick einen man und sunderlich
einen, der itzund eins und darnach ein anderes redt. ir hapt
vor gesprochen: ir seit etwas und doch nicht ein geist unde
seit des lebens ende und euch sint alle irdische leut
empfolhen: so sprecht ir nun, wir mussen alle do hin, unde
ir, her tot, bleibt hie. her, zwo widerwertige reden mugen
mit einander nit war gewesen. sullen wir von leben alle
do hin scheiden, und irdisch leben sol alles ende haben, so
merke ich: wann nimmer leben ist, so wirt nimmer sterbens
unde todes. wo koment ir dann hin, her tot? in himeln
mugt ir nit wonen. der ist gegeben den guten geisten:
kein geist seit ir nach ewer rede. wann ir dann nimmer
auf erden zu schaffen hapt und die erde nimmer weret: so
must ir gerichtes in die helle, do must ir an ende krochen.
do werden auch die lebendigen und die toten an euch
gerochen. nach ewer wechselrede kan sich niemant gerichten
solten alle irdische dinge so bose, snode und untuchtig sein
beschaffen unde gewurket? des ist der ewig schopfer von
anfang der welt nie gezigen worden. tugent lieb gehapt,
boszheit gehasst, sunde ubersehen unde gerochen hat gott
bisher. ich glaub, hinnach tu er auch das selbe. ich han
von jugent auf gehoret lesen unde gelernet, wie gott alle
ding beschaffen hat: ir sprecht, wie alles irdisch wesen
und leben sol ende nemen. so sprichet plato und ander
weissagen das in allen sachen eines zurrüttung des andern
berung sei, und wie alle sach auf ewer kunde sint
gepauwet und wie des himels lauf aller und der erden von
einem in das ander verwandelt werden, darauf niemant
pauwen sol. wollt ir mich von meiner clag schrecken,
des beruf ich mich mit euch an gott, meinen heilant.
verderber, domit gebe euch gott ein böses amen! des todes widerrede. das zwei und dreisigest capitel.
oft ein man, der anhebet zu reden, im werde dann die
rede unterstossen, nit aufgehoren kan. du bist auch ausz
demselben stempfel gewurket. wir haben gesprochen unde
sprechen noch, domit wollen wir ende machen: die erde
und alle ir behaltung ist auf unstettigkeit gepauwet. in
diser zeit ist sie wandelber worden: wann alle ding habent
sich verkert. das hinder herfur, das vorder herhinder, das
unter gen berge, das ober gegen tale, das ebich an das
recht hat die meiste menig volkes gekeret. in fewersflammen
stettigkeit han ich al menschlich geslecht getreten. einen
schein zu greifen, einen guten treuwen beistendigen freunt
zu vinden, ist nahent gleich muglich auf erden worden.
alle menschen sint mer zu boszheit dann zu gut geneiget.
tut nu iemant icht gutes, das tut er uns besorgende. alle
leut, mit allen irem gewurke sint vol eitelkeit worden.
ir leib, ir weip, ire kint, ir ere und ir gut unde al ir
vermugen fleusset alles dahin. mit einem augenplicke
verswindet es, mit dem winde verwischet es: noch kan der
schein noch der schatten nicht bleiben. merke, brüfe, siehe
und schau, was nu der menschen kinder haben auf erden:
wie sie berg und tal, stock, stein und gefilde, alpen,
wildnuss, des meres grunt, der erden tief durch irdisches
guts willen durchgrunden in betrubnusz, in jamer, in
kummer, in ellende unde in mancherlei widerwertigkeit;
unde ie mer ein mensch irdisches gutes hat, ie mere im
widerwertigkeit begeint. noch ist das aller gröste das
ein mensch nicht gewissen kan, wenn, wo oder wie wir
uber es pflupfling vallen unde es jagen zu laufen den weg
der totlichen. die purde mussen tragen herren und knecht,
man und weip, reich und arm, gut unde bos. o leidige
zuversichte, wie wenig achten dein die tummen! wann es
zu spat ist, so wollen sie alle frumme werden. das ist
alles eitelkeit uber eitelkeit unde beswerung der sele.
darumb lasz dein clage sein und trit in welichen orden du
wilt, du findest brechen und eitelkeit darinnen. idoch kere
wider von dem bosen unde tu das gut, suche den friden
unde tu in stet. uber alle irdische ding habe liep rein unde
lauter gewissen! unde das wir dir recht geraten haben,
des kommen wir mit dir an gott, den ewigen, den grossen
und den starken. hie spricht gott ausz das urteil des kriegs zwischen dem tot und dem clager. das drei und dreisigest capitel.
der lentz, der sommer, der herbst unde der winter, die
vier erquicker unde hanthaber des jares, die wurden
zwitrechtig mit grossen kriegen. ire ieder rumet sich
seines guten willen in regen, winden, tonder, schawer, sne
unde allerlei ungewitter: wie sie schecht, stollen unde tief
grunt gruben in die erden, der erden adern durchgraben
und durchpauwen, glantzerden suchent, die sie durch
seltsenkeit willen fur alle dinge lieb haben; wie sie holtz
vellen, gewent zeunen, heuser den swalben gleich klecken;
pflantzen unde beltzen baumgarten, ackern das ertereich,
bauwen weinwachs, machen mulwerk, zu tun zinse, bestellen
vischerei, weidwerk und wiltpret, grosse hert vichs zusamen
treiben, vil knecht unde meide haben, hoch pferde reiten,
goldes, silbers, edel gesteines, reiches gewandes und allerlei
ander habe heuser und kisten vol haben, wollust und
wunnen pflegen. darnach sie tage und nacht stellen und
trachten. was ist das alles? alles ist ein eitelkeit und
ein serung der sele, vergenklich als der gestrig tag, der
vergangen ist. mit krieg unde mit raube gewinnen sie es;
wann ie mer gehapt, ie mancherlei geraubet. zu kriegen
unde zu weren lassen sie es nach in. die totliche menscheit
ist stetigclichen in engsten, in trubsal, in leit, in besorgen,
in vorchten, in schewunge, in wetagen, in siechtum, in
trauwern. und iglicher wolt in seiner wurkung der beste
sein. der lentz sprach, er quicke und mache guftig alle
frucht; der sumer sprach, er macht reif und zeitig alle
frucht; der herbest sprach, er brecht unde zecht ein beide
in stedel, in keller unde in die heuser alle frucht; der
winter sprach, er verzerte unde vernutzte alle frucht unde
vertribe alle gifttragenden wurme. sie rumpten sich unde
kriegten vast; sie hetten aber vergessen, das sie sich
gewaltiger herschaft rumpten. den geleich tut ir beide.
der clager claget sein verlust, als ob sie sein erbrecht
were; er wande nicht das sie von uns were verlihen: der
tot rumpt sich gewaltiger herschaft, die er doch allein von
uns zu leben hat empfangen. der claget, das nit sein ist,
dieser rumpt sich herschaft, die er nicht von im selber hat.
iedoch der krieg ist nicht gar ane sach. ir hapt beide wol
gefochten. den zwinget leit zu klagen, diesen die
anfertigung des clagers die weiszheit zu sagen. darumb, clager,
la! her tot, sige! ieder mensch dem tode das leben, den
leip der erden, die sele uns pflichtig ist zu geben.
hie bitt der ackerman fur seiner frauwen sele. die roten
buchstaben, die grossen, nennent den clager. dise capitel stet
eines betes weise und ist das vier und dreisigest capitel.
immerwachender wachter aller welte, gott aller gotter,
wunderhaftiger her aller herren, almechtiger geist aller
geiste, fürst aller fürstentum, brun, ausz dem alle gutheit
fleusset, kroner und die kron, loner und der lon, kurfürst,
in des kurfürstentum alle kure! wol im wart, wer
manschaft von dir empfahet. der engel freud unde wunne,