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thomas von aquino und seneca naturlich
schreiben vier ding loblich
ainem jeden menschen gleich
baide arm und ouch reich,
und darnach vier ding schädlich
ainem jeglichen landt sicherlich.
das erste ding, das loblich ist,
das merckent hie zu diser frist:
ain jeglich mensch mit worten zu eren
und sein schandt zu kainer stund meren.
das ander, sich geprauchen der warhait
mit worten und wercken in stetigkait,
wann der lugenhaftig mundt
macht sich got und der welt unkundt.
das dritt, niemant zu beschadigen,
hindern noch an seinem glimpf laidigen
noch an gunst, leib oder guot,
wann das niemant saligs tuot.
das vierdt, mit den guoten wandeln
und alle sache mit tugent handeln,
mit sinnen und mit witzen,
so magst du das himelreich besitzen.
aber die vier schädlichen ding
machent dem menschen misseling:
ain regierer one tugent,
er sei in alter oder in jugent.
das gemain volck on ordenlich straf
machet allenthalben unlauf
und pringet dick groß schandt
in stetten und auf dem landt.
wa die burger die gesetzt nicht halten
und die nach irem willen schalten,
das pringet irer stat nit guot,
desgleich ob man das auf dem lande thuot.
die jungen on gehorsamkait
machent vil gezengks und unsaligkait,
wann weliche aigen muotwillig sein,
verdienen damit der helle pein.
auch setzent die maister vier sachen,
die ainen menschen salig machen:
das ain, wer dienet getreulich
und volbringet das emsigklich.
das ander merck arm und reich:
wer die leuf der welt offenlich
und haimlich wol verstet
und in allen mit warhait nachget.
das dritt ich euch sag:
wer die gaub der welt vermeiden mag
und wer alle morgen
des ersten got dienet mit sorgen.
das vierd ich offenpar mach:
wen ains andern schad und sach
weise und fürsichtig machen mag,
der dancke got nacht und tag.
also seindt ouch vier sachen,
die den menschen unsälig machen.
das erst, wer in sweren sunden leit
und seinem nechsten sein ere abschneidt.
das ander, wer übel tuot
und seinem nächsten betrübt seinen muot,
so er möcht guot verpringen,
dem mag kainest wol gelingen.
das dritt, wer nichtz kan
und zu lernen schäm will han;
darumb lerne zu aller frist,
bedenck warzu du gesetzt bist.
das vierdt, wer den andern möcht leren,
davon man got und die welt möcht eren,
und das alles versäumen thuot,
des ende wirt selten guot.
hierumbe merckent an diser frist,
wer in ainen rat erwelet ist,
der in eren welle alten,
der solle diß lere behalten.
zum ersten sol ain jeglicher rat
bedencken frü und ouch spat
ainer stat nutz und fromen,
ist das er will zu eren komen
und iren schaden wenden,
wa er in erfert an allen enden,
und kainest geruochen,
sein aigen nutz vor der stat nutz zu suochen.
zum andern mal guot, willig und gehorsam sein
ainem burgermaister und dem raut sein
und zu rat geben sein gerecht,
im gepiet herr oder knecht;
wann wer seinem herren nit lieb tuot,
der tuot im selten dienste guot.
gedenck jederman was er swere,
so behelt er guot und ere.
zum dritten sol er sich fleissen so er beste kan,
kumpt für in ain armman,
dem er tuon soll sein wort,
so ist das der höchst hort,
das er im mit vernunft erzelt,
darumb er in hat erwelt;
und wirt dardurch verprüft
und für weis angerüft.
zum vierdten wol bedencken,
was man im thuot anhencken,
das er mit fleiß mercken sol,
so scherpft er sein vernunft wol;
dann es kompt gar oft auß vergessen
grosser schad ungemessen
den, die für solich rät komen,
und pringt den räten selten fromen.
zum funften gepirt sich ouch wol,
das er mercklich underschide haben sol
under grossen und clainen sachen,
groß fur groß und klain als klains zu achten;
doch in clainem als wening sein liederlich
als in grossem stetiglich
und gedencken mit grossem fleiß,
das darauß nit wachs verweiß.
zum sechsten lernen von den alten,
das er sich senft und gütig wiß zu halten
mit guoter rede und hoflichem gepreche
und damit nit sein zu gäch,
und das zu aller stundt
das hertze gleich sag dem mund;
dann wer ain zwifache zungen hat,
der ist zu hassen an aller stat.
zum sibenden hört im zu,
empsig zu sein spat und fru,
glimpfig, läufig zu aller stundt,
und zem wol, der rechnen kundt;
und solle sich in vil sachen
jederman nicht gemain machen.
vest und erber soll er sein,
so meret sich das lobe sein.
zum achtenden guoter sitten, züchtiger geperde,
damit macht er sich lieb und werd,
und sich nit überheben zu kainer frist,
das er in den rat erwelet ist
vor andern sein geleichen,
sie seien arm oder reichen;
dann ain anderer villeicht wer
darzu als guot als er.
zum neunden sich vor spilen hüten
und kainest als ain rüffion wüten,
uberessen und übertrincken
machent in an eren hincken;
man sieht selten hie auf erden,
wer das übet, das er müg weiß werden;
und ob ain solicher wol vernunft hat,
dannocht acht man sein an kainer stat.
zum zehenden soll er sein mit dem rat
großmütig, vest und unverzagt
und bestendigen starcken fürsatz hon
und das durch niemant lon;
doch wann er nit redlich ursach hat,
sich piegen und handeln nach weiser rat
und nicht frauenlich volgen seinem houpt,
dardurch er seiner gerechtigkait wirt beraubt.
zum ailften, das merckent eben,
sol er sein sinn darzu geben,
das auf die trüwe sein genaigt werde
zu gemainem nutz, ee er seins begert,
zu guoter regierung, der stat wirdigkait
und des lands bequemlichkait,
dann im selb silber und golt zu meren,
thunt ouch die genanten maister leren.
zum zwölften die gerechtigkait vorab
und gerecht leut lieb hab
und im zimpt on underlaßen,
und boßhait der bosen zu hassen;
des gerechten lob und eren
zimpt im allzeit zu meren,
die boßhait, die offenbar ist,
peinigen und strafen zu aller frist.
zum dreitzehenden solt du, junger man,
nit vil wort sein zuvoran;
biß die frage kome an dich,
so bedenck daß notturftiglich;
waißt du nit wol zu raten eben,
so volg dem, der guoten rat hat geben,
wann es ist dir ain schmach,
machst ain besunders on ursach.
zum viertzehenden halten aufrecht
gen menglich, sie sein herr oder knecht,
und kainest durch gunst vallen ab
zu der gerechten handt durch miet oder gab
noch zu der glincken handt durch ungunst,
durch neid prauch nit soliche kunst;
das recht der kaiserlichen strassen sei
jederman in deinem hertzen frei.
zum funftzehenden, das in rautz weise
geredt wirt mit gantzem fleisse,
gar vast hainlich halten
und nit offenbaren jungen noch alten,
weder weib, vater oder kinden
noch kainerlei haußgesinden;
auß rat reden wechßet unrat
ainem rat und dem, der das geredt hat.
zum sechtzehenden nit zu weichen,
dem armen als dem reichen
recht zu geben und zu nemen;
sich will aber jetzunt niemant schemen,
das er dem andern rechtens vorgat
umb das er mer gewalts, guots und eren hat;
darumb gestandt jederman bei
nicht anders dann recht sei.
zum sibentzehenden in allen sachen
gleich weg mit vernunft machen;
wann was in ainer sache muß sein,
bedencks nach notturft in dem hertzen dein,
was darin zimet nach erberkait
und was sich gepürt nach geleichait,
was bequemlich sei nach gelegenhait
und was nutz sei on underschaidt.
zum achtzehenden, was auszurichten ist,
sölle man verziehen zu kainer frist,
wann es kompt dick durch lässigkait,
das man verleuist gewonhait und gerechtigkait;
und wer von rat zu botschaft erwelet wirt,
der thue sein fleiß als im gepürt
und als ob es sein aigen sache sei,
so ist er pillich nachrede frei.
zum letsten, was nötigs zu pawen ist,
das thu paldt in kurzer frist
und versorgs zu rechter zeit eben,
das man nit zwifach gelt muß geben;
man sol sich kain costen beturen lon,
davon ain stat nutz und ere mag hon;
man mag wol verliesen durch ersparen,
das hart wider zu pringen ist oder gar verloren.
welicher junger rat ditzs lere merckt,
der wirt underweiset und gesterckt
ain tail des grunds der weißhait
und wirt dardurch wolberait,
andre junge ouch zu leren,
und mag sich selb halten bei eren
und werden ouch behalten.
vier ding die ziment den alten.
das erste zimpt alle zeit,
der nutze, fruchtbere wort geit.
das ander bedencken eben,
guot hailsam rat zu geben.
das dritt frid und ainigkait
machen zwischen zwitrechtigkait.
das vierd ainfaltigen armen leuten
underweisung zu beteuten.
( des tichters nachrede)
dits sei also den jungen
mitgetailt zu disen stunden.
die alten ich mich nit vermiß zu leren,
ich bin ler von in begeren,
dann sich niemant schemen sol,
lerte in ain junges kindt wol.
was ich hie geschriben hon,
das hon ich im allerbesten geton.
got gebe uns zu raten und ze leren,
das wir seinen willen und lob meren,
das es sei der gemaind nützlich,
unsern selen seligklich,
gen got dem allmächtigen belonlich,
es namen wir loben billich.
der ditz also gereimet hat,
dienet zu auln des reichs stat,
und sein nam ist sicherlich
von rang genant hainrich.