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ave maria ist ein gebet,
swer daz ie mit vlize tet
und noch hute in vlize tut,
deswar des lon ist harte gut,
wand di liebe kunigin
maria, di vrouwe min,
in rechter zit im lonet.
sin wirt ouch geschonet,
da er es aller best bedarf.
diz gebet ist also scharf,
daz ez vil untugende
- und nemelich in der iugende -
abe den luten snidet.
der tuvel von im lidet
deswar leides harte vil,
als ida ein teil uch sagen wil.
in eime clostere was ein man,
der hete munches cleider an
und truc uzene daz leben.
sin herze was vil unbegeben,
an dem den orden kuset got.
von der brudere gebot
pflac er di metten luten
und daz zeichen duten,
dar nach man sanc unde las.
ein harte valscher munch er was,
wand er als ein tumber gief
des nachtes zu den luten lief,
so er des mochte haben state.
eine gewonheit er hate,
der er gewon was zu pflege,
daz er ie in dem selben wege
unser vrouwen bilde neic
und da bi nicht gesweic,
er enspreche ein ave maria.
eines nachtes quam er da
aber uf sinen bosen wec.
uber ein wazzer lac ein stec,
dar uf sin trit geburte.
der tuvel zu schurte,
untz irn der vuz hin abe entgleit.
im entstunt ein michel leit,
wand er viel nider und ertranc.
vil scharf was der anevanc,
den di sele an vorchten nam.
ein michel her von tuveln quam,
die sich der sele an namen.
die heiligen engele ouch quamen
und warten ires teiles.
des menschen unheiles
waren die tuvele harte vro
und sprachen zu den engeln so:
< waz ist uwer gewerben
an disses menschen sterben?
er ist unser, da er lit,
wand er pflac des alle zit,
daz er mit sunden umme gie,
in den er ist erstorben hi.
hi von ist sin gevelle
von rechte untz in di helle!>
die engele sichs do verzigen,
der antwurte sie geswigen,
wand die tuvele heten war:
er was mit sunden kumen dar.
secht, do machte uns nuwe
maria, di getruwe,
daz si den wil bi gestan,
die sunderlichen vliz han
in ir dienste alle zit.
ob der mensche wol in sunden lit
und doch di kuniginne
in etelichem sinne
da bi mit truwen eret,
ir tugent si daz leret,
daz si im in rechter not
- ez si in leben oder in tot -
ir helfe muz ie leisten.
si quam zu disen geisten,
da si den vrunt in noten sach.
vil ernstlich si zu in sprach
mit gewaldes volleiste:
< wa nu, ir ubeln geiste,
wi turret ir beruren
di sele und indert vuren,
als ich an uch wol schouwe?>
do sprachen sie:< o vrouwe,
wir tun der sele harte recht,
wand er als ein valscher knecht
den lib mit sunden hat volant.>
do sprach di vrouwe sanzuhant:
< o des sult ir nicht sprechen!
ich mac wol underbrechen
mit rechter warheit den strit,
wand er pflac des alle zit,
als er an disen wec quam,
daz er urloub zu mir nam
und neic kein minem bilde.
da bi in nicht bevilde,
er engruzte alda mich
mit sime gruze vruntlich,
den ich von im dicke nam.
zuhant als er wider quam
gruzte er mich aber unde neic.>
der tuvele craft hi mite sweic.
do sprach di vrouwe:< uf daz ir
gedenken muget icht zu mir,
daz ich uch wolle tun gewalt,
so laze wir mit einvalt
an den richter di sache,
und swaz er druz mache,
des sul wir halden uns gewert.>
des wart ouch von in begert.
do sprach der hoste richter got,
sin wille were und sin gebot
durch sine muter minnesam,
di sich der sele an nam,
daz di sele queme
und den lib wider neme:
wolde er bezzern sin leben,
so solde man di vreude im geben.
were aber daz er in sunden
di bosheit wolde ergrunden
und besult dar inne wesen,
so solde er bliben ungenesen:
er muste nach des libes tot
hin in di ewigen not
und da besitzen di glut.
< daz urteil ist gewesen gut>,
sprach di vrouwe sanzuhant.
nu was di zit ouch volant,
daz die munche heten
geslafen biz zur metten.
niman zoch di glocken,
di daz lut solde locken
zur kirchen nach gewonheit.
ir swigen wart do hin geleit,
wand sie hin unde her
suchten iren glockener,
als in do wol geburte.
zur tur uz man in spurte,
man gienc im nach, untz man in sach
ertrunken ligen in der bach.
diz was in unmazen leit.
doch was in allen verseit
di sache, di in uz treib.
nicht lange er da ligen bleib.
sie zugen in uz uf daz stat.
des volkes vil hin zu trat
und clagete sin ungemach.
binnen des und diz geschach,
daz sie in clageten aller meist,
do erquicte sich sin geist
von unsers herren gebote.
alle di gesamte rote
nam des michel wunder.
sie vrageten al besunder
wi im geschehen were.
do sagete er in die mere
gentzlich, durch waz er uz quam
und wi er sinen tot nam
und wi di reine kunigin
im were in den noten sin
getrulich zu helfe kumen.
als sie heten diz vernumen,
do lobeten sie alle got.
der bruder liez der sunden spot.
nach tugenden er mit vlize warb,
dar inne er seliclichen starb
und quam hin zu der vrouwen sin.
des si gelobet di kunigin!